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Harmonielehre für Gitarre 1


Willkommen zum ersten Teil der Harmonielehre für Gitarre

Möchtest du wissen, wie du die wildesten Akkorde und Skalen ganz leicht bilden kannst? Du möchtest endlich einen Überblick über das gesamte Griffbrett haben ohne stur auswendig zu lernen? Interessierst du dich dafür, welche Tonleitern du über bestimmte Akkordfolgen spielen kannst? Dann willkommen zu meiner neuen Workshopreihe Harmonielehre für Gitarre. Wir werden in den kommenden Folgen alle wesentlichen Grundlagen kennenlernen, die du in der Praxis wirklich brauchen wirst. Das Gelernte werden wir stets sofort auf das Griffbrett bringen und – wo es Sinn macht – an musikalischen Beispielen ausprobieren. Notenkenntnisse sind für diese Reihe nicht erforderlich, aber vielleicht nimmst du die eine oder andere Anregung dafür mit und merkst, dass auch dieser Part recht leicht zu verstehen ist. Denke dir immer, wenn ich das verstanden habe, dann schaffst du das auch!

Die Grundbausteine

Die Bausteine unserer westlichen Musik – egal ob in Rock, Pop, Jazz oder Klassik – sind Melodien, Harmonien und Rhythmen.

  • Melodien sind einzelne Töne, die hintereinander gespielt werden.

  • Harmonien sind mehrere Töne, die gleichzeitig erklingen.

  • Rhythmen ordnen klangliche Ereignisse in ein zeitliches Raster ein.

Lass uns mit Einzeltönen beginnen, dann können wir mit ihnen in der Folge auch Harmonien bilden, wie zum Beispiel Akkorde mit so wilden Bezeichnungen wie Ab 9/13schießmichtot....

Die Stammtöne

Als Stammtöne bezeichnen wir die Töne, die sich direkt von den ersten sieben Buchstaben des Alphabets ableiten, nämlich A, B, C, D, E, F und G. Mehr Buchstaben werden in der Musik auch nie verwendet. Wenn du schon mal ein Klavier gesehen hat (wer hat das nicht), dann weißt du, dass die Tastatur aus weißen und schwarzen Tasten besteht. Die weißen Tasten sind unsere Stammtöne. Hier ein kleines Bild zur Veranschaulichung:

Wie du siehst, kommen diese Töne auf dem Klavier in unterschiedlichen Tonhöhen vor, es sind aber immer die ersten sieben Töne des Alphabets, danach geht es wieder von vorne los. Wir wandern dabei von links nach rechts, von tief nach hoch.

Die Verwirrung wegen B und H

Vielleicht bist du jetzt verwirrt, weil du irgendwann einmal den Ton B als H gelernt hast. Dies hat historische Gründe und wird nur in ein paar beratungsresistenten Ländern so gehandhabt. Leider auch in Deutschland. Warum und wieso das B bei uns als H bezeichnet wird, darum kursieren viele Mythen, wie z.B. ein angeblicher Schreibfehler eines Mönches im Mittelalter. Dieser soll den Bogen beim kleinen b nicht vollständig geschlossen haben und dadurch entstand ein kleines h. Netter Erklärungsversuch, leider ist an dieser Geschichte nichts dran. Hier findest du eine Erklärung, die unseren Rahmen sprengen würde, aber vielleicht interessierst du dich dafür: Wikibooks Tatsache ist, dass das H für uns einfach keinen Sinn macht und da auch im englischsprachigen Raum das B verwendet wird, gehen wir gemeinsam meiner Meinung nach besser diesen Weg. Ansonsten bekämen wir Schwierigkeiten beim Lesen von internationalen Songbooks.

Halbtonschritte und Ganztonschritte

Du siehst, dass nicht zwischen allen weißen Tasten eine schwarze angebracht ist:

zwischen B und C, sowie E und F.

Jetzt aber ab an die Gitarre und lass uns herausfinden, wie wir das auf unser Griffbrett übertragen können. Und vor allem: Was bringt uns das?

Der Weg auf dem Klavier von einer Taste zur nächsten entspricht auf der Gitarre dem Weg von einem Bund zum nächsten auf einer Saite. Diesen Tonschritt nennen wir einen Halbtonschritt. Da zwei Halbe immer ein Ganzes ergeben, nennen wir daher den Sprung von zwei Bünden einen Ganztonschritt. Folgende Abbildung soll dir das noch einmal veranschaulichen:

Unsere Stammtöne sind also so strukturiert:

A - GS - B - HS - C - GS - D - GS - E - HS - F - GS - G

GS = Ganztonschritt

HS = Halbtonschritt

Übersichtlicher sieht das so aus:

Gehen wir nun auf die A-Saite unserer Gitarre. Das ist die fünfte Saite oder anders ausgedrückt die zweitdickste.

Wenn wir auf der A-Saite das Griffbrett mit der Struktur unserer Stammtöne nach oben wandern wollen, geht das folgendermaßen: Von der Leersaite A wandern wir einen Ganztonschritt weiter bis zum B. Dies sind zwei Bünde. Das B findest du daher im zweiten Bund. Vom B aus ist es nur ein Halbtonschritt zum C, daher rutschen wir nur einen Bund weiter. Das C findest du im dritten Bund. Dann wieder einen Ganztonschritt weiter zum D, so landen wir im fünften Bund. Wenn wir alle Schritte weitergehen, dann können wir die Stammtonreihe auf das gesamte Griffbrett übertragen. Verstanden? Folgende Abbildung veranschaulicht dir das noch einmal: